Berlin-Mitte. Assia Gorban, am 14. August 1933 in Mohyliw-Podilskyi geboren, erzählt vor Schüler_innen der Evangelischen Schule Berlin Zentrum (ESBZ) als Zeitzeugin ihre Geschichte vom Überleben. Die vitale und selbstbewusste 90-jährige Jüdin wurde 1941 mit acht Jahren als kleines Mädchen in das Ghetto ihrer Heimatstadt verschleppt, später ins Todeslager (KZ) Petschora.
Sie überlebte und lebt seit 1992 in Berlin. Zuvor war sie Lehrerin in Moskau, hat geheiratet und einen Sohn bekommen. Vor den Schüler_innen der ESBZ, Klasse 7 bis 9, spricht sie ohne Mikrofon, das ist ihr wichtig. Die Schülerschaft hört über 60 Minuten gebannt dem Monolog der 91-Jährigen zu und stellt hinterher mutige Fragen. Am Ende zeigt sie ein Foto von ihrem Opa und eine weiße, gut erhaltene Rosenthal-Terrine von 1942 mit Reichsadler und Hakenkreuz auf der Unterseite. Die sie aus der Heimat mitgebracht hat und eigentlich schon ins Museum geben wollte.
Die Schüler_innen fragen, was sie Hitler heute fragen würde. Sie lacht, gute Frage. Und schweift bei der Antwort weit ab.
Wo wurdest du geboren? In der Ukraine, ein sehr schönes Land mit der Hauptstadt Kiew.
Wo ist der Ring von ihrer Mutter von dem sie erzählt hat? Bei ihrem Bruder, der heute in Israel lebt.
Gab es im Lager auch etwas schönes? Nein. Außer den wenigen Kartoffelschalen [Anmerkung: die sie über dem Feuer kochten, damit sich etwas Kartoffel löste], die waren wie ein Stück Kuchen, erzählt die Zeitzeugin und freute sich sichtlich über das rege Interesse der Jugendlichen an ihrer heute (fast) unvorstellbaren Geschichte.