Im ausverkauften Wellblechpalast sahen am Donnerstagabend knapp 4.700 Eishockeyfreunde ein nie gefährdeten aber bedeutenden 3:1 (0:0, 2:0, 1:1)-Halbfinalsieg der Eisbären Berlin in den Play-offs gegen die Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft (DEG). Eines der letzten Eisbären-Spiele im Welli.
Nach zuvor je zwei Siegen und Niederlagen bedeute dieser entscheidende Gewinn im Modus „Best of Five“ den Einzug ins DEL-Finale. Wäre diese Partie verloren gegangen, wäre sie als letztes Eisbären-Pflichtspiel im „Welli“ eingegangen. Nun gilt es im Endspiel die Fans mit der Meisterschaft zu beglücken, bevor es in der kommenden Saison in der über 14.000 Zuschauer fassenden Arena am Ostbahnhof auf Torejagd geht.
Der Abschied vom „Wellblechpalast“: Unter diesem Namen kennt man in Berlin die 1958 als offenes Stadion errichtete Arena. Es wird ihr oft eine lange Tradition nachgesagt und dabei eines übersehen: Ihre eigentliche Geschichte beginnt nach der Wende. Den euphemistischen Namen bekam die Halle erst im neuen Deutschland, ein Journalist taufte sie wegen ihres Blechdachs so. Die Geschichte der Arena im Osten wurde vor allem vom Westen geprägt. Die DDR-Oberen reduzierten Eishockey 1970 auf eine Miniliga mit zwei Klubs. Eishockey blieb in Weißwasser populär, im Sportforum bei Dynamo Berlin dagegen, erinnert sich Torwart René Bielke, „konnten wir die Fans oft mit Handschlag begrüßen“. Nur bei Europacup- Spielen war mehr los. Michael Lachmann, Autor des Buches „Wellblechpalastgeschichten“, sah 1977 zum ersten Mal ein Spiel in der Halle. Er erinnert sich an 200, vorwiegend ältere Zuschauer auf Holzbänken. „Es gab Bockwurst mit Brot und auf den halbleeren Gängen roch es nach Zigarettenqualm der Marke Cabinet.“
Adieu, altes Haus, Tagesspiegel, 10.04.2008
Die Bezeichnung „Wellblechpalast“ war anfangs eher abwertend von einem Journalisten geprägt worden. In den 1990er Jahren gewann diese Bezeichnung zunehmend Anhänger, bevor am 7. Oktober 2001 die Halle auch offiziell ihren Namen erhielt.