Es gibt sicherlich schnellere Wege ins Fußballstadion. Doch wer eine Fußballreise mit der dänischen Reederei DFDS Seaways unternimmt, bekommt eine Kombination aus Schiffsreise, Städtetrip und ein englisches Fußballerlebnis.
Die erste Etappe beginnt im nordholländischen IJmuiden, westlich von Amsterdam. Um kurz nach 17.30 Uhr legt die Princess Seaways am Felison Terminal IJmuiden mit hauptsächlich niederländischen, englischen und deutschen Passagieren ab. Es wird eine heitere Fahrt mit einer auffällig orange-gekleideten Ausflugstruppe. Sie unterhalten sich und das Schiff, zocken im Casino und rocken die Tanzfläche vor der stimmgewaltigen Liveband. Den Seegang von 5 bis 7 Windstärken kann auch der an der Bar erreichte Pegel nicht mehr ausgleichen. Es schaukelt auf der Nordsee. In der Innenkabine sind daher die weichen Matratzen genau die richtige Unterlage um sich in den kurzen Schlaf zu wiegen. Dieser endet am Morgen mit der Durchsage der Crew. Das Frühstück wartet. Und die Orange-Jungs in Schottenoptik sind immer noch heiter und keinesfalls heiser unterwegs. Nach dem Anlegen brechen sie mit ihrem Reisebus vom Port of Tyne nach Schottland zu einem Rugbywochenende auf.
Nawcastle is crazy
Wir fahren vom Hafen mit dem roten Doppeldeckerbus, natürlich im ungewohnten Linksverkehr, zum Hauptbahnhof von Newcastle. Von dort geht’s mit der Metro zum auswärtigen Hotel am Airport und danach wieder in die Stadt am Tyne. Die Innenstadt ist fußläufig gut zu erkunden. Baulich-beeindruckend sind die sieben unterschiedlich hohen Brücken über den Tyne. Jede Brücke hat ihren eigenen Charme und führt von Newcastle in die flussangrenzende Nachbarstadt Gateshead. Auf der südlichen Flussseite sind das Veranstaltungshaus Sage Gateshead sowie das Baltic Centre for Contemporary Art nicht nur für Kulturinteressierte empfehlenswert. Von der Terrasse des Kunsthauses bietet sich zudem eine herrliche Aussicht auf die Stadt und ihre Brücken. Der Eintritt ist frei. Wer erstmals auf der Britischen Insel weilt oder es ganz besonders mag, sollte ein mehrgängiges English Breakfast nicht verpassen.
Und auch in Newcastle gibt es Fußball. Für den heimischen Fußballclub Newcastle United und deren St. James‘ Park ist ein Ticket vorab zwingend notwendig, da die Tore der modernen Stadionfestung ansonsten verschlossen bleiben. Auch eine Besichtigung an einem Spieltag ist ausgeschlossen, so die Aussage. Im Newcastler Nachtleben ist hingegen so gut wie nichts ausgeschlossen, wilde und exzessive Partynächte sind der Alltag, besonders am Wochenende gibt das altersdurchmischte Publikum in den Straßen, Pubs und Clubs alles, um die Alltagssorgen abzuwerfen. Bier gibt es (fast) überall in den unterschiedlichsten Formen und Geschmacksrichtungen, von Ale bis Lager, sogar Berliner Pilsener wird abgezapft. Im sogenannten Bierkeller zweifelten wir nicht nur an dem deutschen Bier in Plastikkrügen, sondern auch an den lokalen Party-Sitten. Newcastle is crazy, bestätigte uns ein sympathischer Engländer, der uns mit seinem Fußballfreund etwas Aufklärungsarbeit leistete und zugleich mit strahlenden Augen von den Siegergenen deutscher Fußballclubs, wie Bayern und Dortmund, schwärmte.
Premiere League im Riverside Stadium
Am nächsten Tag geht es vom Hotel endlich ins Stadion. Wir werden vom Transferbus abgeholt. Der Bus ist bis auf den letzten Platz mit deutschen und holländischen Fußballfans gefüllt, die Männerquote liegt bei 100%. Es geht zum Premiere League-Aufsteiger FC Middlesbrough ins vereinseigene Riverside Stadium, in dem Boro seit 1995 spielt. Zu Gast ist der renommierte Weltclub Manchester United. 32.689 emotionale Zuschauer erleben ein bis zum Ende spannendes und offenen Spiel zwischen dem amtierenden FA-Cup-Sieger und dem Tabellenvorletzten. Die ManU-Stars Ibrahimovic, Rooney und Schweinsteiger sind aus verschiedenen Gründen nicht dabei, dafür setzen sich ihre Kollegen um Trainer José Mourinho am Ende mit 3:1 durch. Trotz des Auswärtssieges herrscht eine besondere und sehr emotionale Stimmung im Stadion. Das Publikum sitzt sehr nah und ohne meterhohe Absperrung und Fangnetz am Spielfeld und geht bei jedem Tackling oder den erkämpften Eckbällen des Heimteams mit wie bei einem Torerfolg. ManUs zweiter Treffer eröffnet einigen Auswärtsfans den Sprung auf den Rasen und ein Abklatschen mit ihren Stars. Die Stadionordner und der routinierte Schiedsrichter lassen sich davon nicht beirren, ordnen alles und weiter geht’s. Come on Boro, schallt es in Abständen von weiblichen und männlichen Anhängern über die Tribünen. Sie halten sich auch strikt an das Rauchverbot und diskutieren trinkend bis kurz vor Anpfiff am Bierstand in den Stadionkatakomben. Nur am Abend sind die Briten crazy!
Tipps und Hinweise
- Die Essen- und Getränkepreise an Bord sind sehr kostenintensiv, das Dosenbier im Shop günstiger als in den Restaurants.
- Ihr solltet bei der Buchung auf die Hotelwahl achten, gut gelegen sind die Hotels direkt in der Innenstadt von Newcastle. Diese sind direkt am Bahnhof und sehr zentral.
- Auf der Fußballreise sind mit etwas Eigeninitiative auch mehrere Spiel möglich, so könntet ihr bereits in Amsterdam anfangen und am Ende der Reise Ajax live sehen. Auf der Insel sind natürlich Newcastle United, derzeit 2. Liga, oder auch der AFC Sunderland bestens für ein Grpundhopping gelegen. Nach Sunderland geht es von Newcastle sogar mit dem Öffentlichen Nahverkehr.
Diese Reise wurde mir durch DFDS Seaway ermöglicht.