Seychellen Reisebericht: Eine Reise ins Paradies

Die Inselwelt der Seychellen umfasst etwa 150 Inseln und zum Teil unbewohnte Inselchen in Mitten des weiten Indischen Ozeans.

Auf dem Globus sind sie nur mit Mühe zu erkennen. Winzige Punkte im blauen Meer. Die Inselwelt der Seychellen umfasst etwa 150 Inseln und zum Teil unbewohnte Inselchen in Mitten des weiten Indischen Ozeans. Ich unternahm im Mai 2017 eine Reise ins Paradies und nehme euch jetzt mit.

Selbst die Seychellois nennen es das Paradies, erzählt mir Taxifahrer Winsley nach meiner Ankunft auf Praslin, der zweitgrößten Hauptinsel der Inneren Seychellen. Er fährt mich vom kleinen Flughafen quer durch den Naturwald Vallée de Mai auf die andere Seite der Insel zu meinem Guesthouse. In dem grünen Dschungel wachsen die berühmten Coco de Mai, die es nur auf den Seychellen gedeihen. Es gibt weibliche und männliche Exemplare von den größten Kokosnüssen der Welt, wie mir Winsley bildhaft beschreibt und kurzer Hand ungefragt für einen kurzen Fotostopp an einem Riesenexemplar Mitten auf der kurvigen Straße anhält: „Die weibliche ist die wahre Frucht und gilt als Eva in unserem kleinen Garten Eden.“ Das glaubt man dem lebensfrohen Ur-Insulaner sofort, er ist gut gelaunt, kennt seine Heimatinsel wie seine Westentasche und bestätigt mir während seiner Erkundungsfahrt mein erstes Halbwissen aus den Reiseführern. Am Unabhängigkeitstag der Seychellen war er zwölf Jahre jung und sah damals mit an, wie die britischen Fahnen eingeholt wurden. Die ersten Einheimischen, die ich treffe, sind wahre Frohnaturen und äußerst offen. Das muss am Klima liegen. Hello my Friend, begrüßt mich der freundliche und großgewachsene Inhaber meines Guesthouses. Er kennt Deutschland und möchte demnächst einen Monat nach Berlin kommen und einen Freund besuchen. Das kühlere Wetter reizt ihn für seinen Urlaub. Auf den Seychellen ist es durchgehend warm und meist sonnig, auch die tropischen Regenschauer unterbrechen die Wärme nur mit einer kurzen Erfrischung. Diese kommt vor allem der Vegetation zu Gute, denn sie ist kräftig grün. Ein paradiesischer Anblick in dem Kontrast zum blauen Meer, den weißen Stränden und roten Granitfelsen.

Traumstrände auf Praslin

Die einsamen und traumhaften Strände sind die ersten Tage meine Wege ins Inselglück. Nach jeder Bucht kommt eine weitere noch schönere. Größtenteils laufe ich alleine auf den schmalen Straßen und an der Küste an pulvrigen Sandstränden entlang. Die winzigen Orte sind nicht mit Namen gekennzeichnet und schon gar nicht bevölkert. Aus dem Schatten heraus ruft mich ein alter Mann zu sich. Er sägt Takamaka-Holz und muss eine Pause einlegen, da die Kühlung seiner Maschine versagt hat. Ungefragt erzählt er mir von seiner Welt, dem Kosmos und Materie. Seinem Sohn gehört der kleine, unscheinbare Souvenirstand nebenan und ein zwei Hunde, die ungestört im Schatten vor der Hütte auf der Straße liegen. Vor der Verabschiedung zeigt er mir noch den Fußweg zur Anse Lazio. Der Weg dorthin führt über einen steilen Hügel mit (mehr als) zehn Prozent Steigung, wie das Straßenschild angibt. Diesen Traumstrand muss man sich wahrlich erkämpfen, wenn man nicht direkt mit dem Taxi oder Mietwagen vorfährt. Umso schöner ist es, das Ziel mit einmaligem Panorama zu erreichen: Weißer Puderstrand, flankiert von schattenspendenden Palmen und rauen Granitfelsen sowie türkisblauer Brandung. Als Besucher der Lazio ist man nicht alleine, doch die Bucht gibt es her, sich zu verteilen, so dass es nicht störend wird. Etwas versteckt hinter den Felsen verkaufen einheimische Insulaner hübsch dekorierte Kokosnüsse und Obst. Etwas handeln und Smalltalk gehören dazu. Noch versteckter ist die schattige und sehr lohnenswerte Honesty Bar mit kühlem Bier (Seybrew) und der Kasse des Vertrauens im Kühlschrank. Ein Tipp für einen Ausflug an die Lazio! Während ich jeden Tropfen des gekühlten Seybrews auskoste und die Aussicht durch den Palmenwald auf die Bucht genieße, hakt der entspannte Bar-Inhaber Alwyn seine Terrasse und erzählt mir anschließend von dem Diebstahl seiner Coco de Mer und davon, dass Chinesen sie abseits der Seychellen züchten wollen. Die örtliche Polizei sei benachrichtigt, doch eine Aufklärung sehr unwahrscheinlich. Schon Taxifahrer Winsley merkte streng an, die einzigartigen Meereskokusnüsse nicht von Fremden sondern nur in einem speziellen Laden auf der Hauptinsel Mahé zu kaufen. Auf dem Rückmarsch nach Cote D’Or rollt mir eine gewöhnliche Kokosnuss auf der Straße entgegen und ich treffe an der nächsten Ecke einen indischen Gastarbeiter, der mich kurzerhand zum Öffnen der Nuss in seine Hotelwerkstatt mitnimmt. Hammer, Machete und zwei starke Hände und schon trinke ich meine erste Seychellen-Kokosnuss. Der Hammer!

Das unaufgeregte Nachtleben auf Praslin beginnt schon wenig später, kurz nach dem Sonnenuntergang, wie jeden Tag um kurz nach sechs Uhr. Die kleinen Straßen sind dunkel und nahezu menschenleer. Am Wochenende treffen sich die Einheimischen an unscheinbaren Hotspots mit ihren Kleinwagen, dessen Bassrollen den gesamten Kofferraum ausfüllen. Dort, wo am Tag frischer Fisch und Obst am Straßenrand verkauft wird oder die Kinder von einer Brücke in ein kleines Wasserloch hüpfen, dröhnt Reggae-Musik aus den Lautsprechern, wird Seybrew getrunken und die Woche lautstark ausgewertet. Die Seychellois sprechen Kreol, ein eigene Sprache, ein Mix aus Französisch und Englisch, die man ohne Zusammenhang nicht immer versteht. Wer den letzten Bus (schon kurz nach Sonnenuntergang) verpasst hat, läuft nicht entlang der dunklen Straße nach Hause, sondern fährt bei den Inselbekannten auf der offenen Ladefläche mit. Bis ein Bekannter anhält, kann oft eine Weile dauern und wird mit gelassener Freundlichkeit in Kauf genommen. Die Ortsansässigen bewegen sich innerhalb des Ortes mit rostigen Fahrrädern, natürlich ohne Licht und oft schiebend, vorwärts.

Der Farmer von Praslin

Am nächsten Morgen verabrede ich mich mit Terry. Er ist 25 Jahre und Farmer auf Praslin. Das wollte er schon als kleiner Junge werden und zeigt mir äußerst stolz seinen Hof mit großen Plantagen, mehreren Hallen und drei Kühen. Die Tiere grasen friedlich auf dem Gelände und sind einzig für den Dunk da. Alles organic, meint Terry. Alles Bio, erkläre ich ihm. Der Job ist hart und der Nachwuchs fehlt, die jungen Leute werden Boat-Guide oder arbeiten im Tourismus. Er bewirtschaftet die ganze Farm alleine und bekommt nur selten Hilfe von seinen Freunden oder Gastarbeitern. Blattsalat, Buschbohnen, Mais, Papaya und das ein oder andere Experiment baut Terry an und verkauft es an die lokalen Shops und Hotellerie. Es ist Trockenzeit und deshalb viele Pflanzen auf seinem Acker vertrocknet. Diese Schwierigkeiten kennt er und hat durch seine Erfahrung eigene Techniken zur Bewässerung und schnelleren Unkrautbeseitigung entwickelt. Durch seine ausgetüftelte Herangehensweise hat er auch schon benachbarten Bauern geholfen, ihren Ertrag zu erhöhen. Selbst den uralten asiatischen Taktor oder die provisorischen Landmaschinen repariert er mit seinen eigenen Händen. Seine wichtigsten Werkzeuge sind allerdings sein Kopf und ein Telefon – ein kleines Tastentelefon ohne Internet – mit dem er seine Kunden oder Freunde anruft und somit sein gesamtes Business managt. Bevor ich gehe zeigt er mir eine gelb-grüne Pumkin von seiner letzten Ernte und verabschiedet sich freudestrahlend von mir.

Die kleineren Inseln

Auf der anschließenden Segelreise mit Silhouette Cruises lernte ich neben Praslin die benachbarten Inseln „Turtle Island“ Curieuse, die Seevogelinsel Cousin und La Digue kennen. Jede für sich besitzt ihren eigenen Reiz.

Etwa 250 winzige bis ziemlich große Riesenschildkröten leben auf der nördlich von Pralsin gelegenen Insel Curieuse, dafür nur in etwa 20 Menschen, die sich um die Schildkrötenforschungsstation kümmern. In der Aufzuchtstation tapsen die kleinen Schildkröten bis zu zehn Jahren in ihrem Käfig umher, bis sie sich später, groß genug, auf der drei Quadratmeter großen Insel bewegen können. Dadurch werden sie von ihren natürlichen Feinden, wie Ratten und Vögeln, geschützt. Die ältesten Exemplare sind 80 Jahre und bis zu 250 Kilogramm schwer. Die besonders zutraulichen Riesen begrüßten die mit dem Boot anlandenden Touristen und ließen sich von ihnen füttern und geduldig am Hals streicheln. Auch in den urigen Mangrovenwälder kamen uns neugierige Einzelgänger entgegen und holten sich eine kurze Streicheleinheit von uns ab. Die fünftgrößte Insel der Seychellen ist nahezu unbewohnt und wird lediglich von Tagestouristen besucht, die den Grill- und Essplatz zum Barbecue nutzen und die ehemalige Lepra-Station besichtigen können.

Die südwestlich von Praslin liegende und von Menschen nahezu unbewohnte Vogelinsel Cousin wird von 300.000 Seevögeln und etwa 60 bis 70 Schildkröten bevölkert. Sie ist ein wahres Naturparadies! Nicht umsonst wird der Moskitoschutz vor dem Aufbruch in den Dschungel ausdrücklich empfohlen. Ein junger Tourguide zeigt uns innerhalb einer Stunde die (wie) am Wegesrand platzierten Vögel, die artig im Baum sitzen, in einem ausgehöhlten Baustamm brüten oder selbst noch kuscheliges Küken sind. Die Zeit zum ausgiebigen Fotografieren verkneifen sich die meisten, da die hartnäckigen Moskitos energisch um die Gruppe summen und sich ihre Opfer suchen. Besonders von schwarzer Kleidung sind die Insekten angetan. Gut versteckt hat sich hingegen George, die mit 140 Jahren älteste Riesenschildkröte der Insel. Seine artverwandten Wasserschildkröten legen regelmäßig bis zu 100 Eier in den Strandsand von denen im Durchschnitt eine Schildkröte (1%) überlebt.

La Digue, in vielen Reiseführern und Blogs als die schönste Seychellen-Insel deklariert, ist dagegen von Touristen übervölkert. Schildkröten laufen frei herum, sind aber auf der kleinsten der drei bewohnten Hauptinseln in der deutlichen Minderheit. Das touristische Zentrum auf der Westseite ist mit einem modernen Hafen, vielen Shops und Restaurants, einem Arzthaus und einer Polizeistation (fast wie im Wilden West) bestens ausgestattet. Fortbewegungsmittel Nummer eins ist das Fahrrad. Ein meist unsportliches Zweirad kann man sich direkt am Hafen ausleihen und braucht es unterwegs nicht anzuschließen, sondern sollte sich lediglich die Nummer merken. In der Not nimmt man ein anderes. Mit dem Rad sind die Hotspots der Insel schnell zu erreichen. Den weltbekannte Traumstrand Source d’Agent erreicht man über einen kostenpflichtigen Naturpark in dem Schildkröten, einheimische Vegetation und Vanillepflanzen zu begutachten sind. Der Hotspot besticht durch seine gigantischen und fotogenen Granitfelsen. Ein gutes Foto ohne Tourist mit auf dem Bild ist allerdings ein wahres Kunststück, heißt, er ist gut besucht. Wer den Strand für sich alleine haben möchte, sollte sehr früh morgens kommen oder weit bis nach hinten durch laufen. Aufgrund des flachen Wassers ist der Strand eher zum Planschen als zum Schwimmen geeignet.

Die Grand Anse ist der zweite spektakuläre Strand auf La Digue. Er ist ebenfalls von grandiosen Granitfelsen eingefasst und mit weißem Puderstrand übersät. Baden und Schwimmen ist aufgrund der starken Brandung sehr gefährlich, entsprechende Hinweisschilder sind angebracht. Weiter südlich schließen sich die Petite Anse und ein weitere kleiner Strand an, auf denen sich die Strandgäste in abnehmender Anzahl verteilen.

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Von Mart!n

Selten gehe ich ohne Kamera aus dem Haus und habe so die Welt vor der Linse. In meinem Blog findest du viele Fotos und Fundstücke aus Berlin und Warnemünde sowie Reiseberichte von meinen Standorten in Deutschland, Europa und der Welt. Neben meinen Presseartikeln und Veröffentlichungen habe ich meine liebsten Weblieblinge zusammengestellt.

2 Kommentare

Ein toller Bericht und wunderschöne Bilder. Eine Reise auf die Seychellen wäre schon traumhaft. Ich hoffe, dass ich auch irgend wann einmal dorthin reisen werde.

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